Alma empfiehlt „Die Spiegelreisende – die Verlobten des Winters“


Inhalt:

In dem Buch „Die Spiegelreisende – die Verlobten des Winters“ von Christelle Dabos, dass 2019 erstmals vom Insel Verlag veröffentlicht wurde, geht es darum wie eine in sich gekehrte junge Frau mit einer unerwünschten Verlobung und einer bizarren, gnadenlosen Welt konfrontiert wird, mit der sie klar zu kommen hat. Das Buch spielt zu einer Zeit, in der die unsere Welt so nicht mehr existiert. Sie ist in verschiedene „Archen“ zerbrochen, auf denen die Menschen, die inzwischen übernatürliche Fähigkeiten entwickelt haben, auf jeweils andere Arten und Weisen leben. Ophelia, die auf der provinziellen Arche Anima lebt, ist eine in sich gekehrte, tollpatschige junge Frau, die sich gerne hinter ihren Klamotten versteckt, durch Spiegel reisen kann und Gegenstände lesen kann. Eines Tages erfährt sie, dass sie Thorn, einen verschlossenen, abweisenden und einen ihr völlig unbekannten Mann, heiraten soll und ihm in seine Heimat, dem Pol, folgen soll. Der Pol unterscheidet sich extrem von ihrer Heimat Anima und nur mit ihrer Tante und dem unbekannten Thorn reist Ophelia in eine Welt, die ganz anders funktioniert, als alles was sie kennt, die erbarmungslos und düster ist und die bevölkert wird von Menschen, die voller Intrigen, Hinterhältigkeit und Misstrauen stecken. Praktisch auf sich allein gestellt muss Ophelia sich neu sortieren in dieser neuen Welt, muss den Pol und seine Regeln verstehen und ihren Platz in dieser Welt finden und da ist ihr, ihr verlobter Thorn auch keine große Hilfe.


Meine Meinung:

Mir gefällt „Die Spiegelreisende“ insbesondere, weil Christelle Dabos einen Schreibstil hat, der auf verschiedensten Ebenen real wirkt, obwohl das, was sie schreibt alles andere als real ist und man das Gefühl hat, Ophelia während der ganzen Geschichte über, über die Schulter zu blicken. Außerdem schafft Christelle Dabos es, mit wenigen Sätzen eine ganz neue Welt zu erschaffen, bei der man meinen könnte, man müsste nur die Hand ausstrecken und könnte die Mauern der Himmelsburg erspüren, manmüsste nur durch ein Fenster blicken und könnte die kalte Luft des Pols spüren. Diese Welt die in dem Buch beschrieben wird, unterscheidet sich zwar extrem von der unsrigen, doch scheint es der Autorin gradezu leicht zu fallen, Orte zu erschaffen, die man sich sonst nicht vorstellen könnte. Außerdem sind die Figuren so beschrieben, das man als Leser das Gefühl kriegt, man würde sie selbst kennen, könnte augenblicklich ein Gespräch mit ihnen beginnen und es nicht so ist, als würde man lediglich ein Foto von ihnen sehen, wie es häufig ist, wenn Autoren ihre Figuren nur oberflächlich beschreiben.

Noch dazu ist das Buch auf eine relativ unscheinbare Art fesselnd, was größtenteils an Christelle Dabos’ Art zu schreiben liegt, aber auch damit zusammenhängt, dass die Geschichte nicht voraus zu sehen ist und immer wieder eine unerwartete Wendung nimmt. Es ist zwar nicht so, dass die ganze Zeit der Weltuntergang bevor zu stehen scheint, aber dennoch kann man das Buch kaum mehr aus der Hand legen, ohne nicht das Gefühl zu haben, etwas ganz wichtiges zu verpassen.

Was mir an den Figuren besonders gefällt ist, ist das sie nicht so gewöhnlich sind und sich ihre Charakterzüge stark von vielen anderen Buchfiguren unterscheiden. Sie sind nicht so total perfekt und makellos, so wie der perfekte Held, sie führen nicht dieses strahlende, perfekte Leben, denn sie haben auch ihre Fehler, haben auch ihre Päckchen zu tragen, so wie alle anderen auch. Ebenfalls finde ich gut, wie so viele Charaktereigenschaften sich in einem Charakter verbinden und es trotzdem irgendwie natürlich wirkt, dass man nicht sagen kann diese Figur ist so, weil sie so und so ist, sondern sie hat mehrere Seiten, das lässt die Charaktere viel menschlicher wirken. Ich finde es aber auch erstaunlich, wie eine einzige Welt von so vielen hinterlistigen und unfassbar unsympathischen Persönlichkeiten bewohnt werden kann. Diese Grausamkeit ist ein Stilmittel mit dem Christelle Dabos wirklich umzugehen weiß und das der Geschichte eine wunderbar skurrile Note verleiht. Während die meisten Figuren, auf eine gewollte Art scheußlich sind, ist Ophelia eine der sehr wenigen dieser Geschichte, die einem wirklich sympathisch sind und die man ins Herz schließt, was den Eindruck verstärkt, man würde als Ophelia in ein Piranha Gehege geworfen werden. Im Laufe der Geschichte tauchen dann nach und nach doch noch ein paar wenige Figuren auf, die ebenfalls sympathisch sind, aber im großen und ganzen ist es mal etwas anderes, wenn man sagen kann, dass abgesehen von der Hauptperson niemand einem sympathisch ist.

Ich finde die Handlung ist gut umgesetzt und wirkt realistisch, sofern das in einem Fantasy-Roman eben möglich ist. Mit anderen Worten: denke ich, wenn jemand wie Ophelia an einen Ort wie diesen und in einer Situation wie diese geraten würde, würde die Geschichte sich genau so abspielen und das Handeln und die Reaktionen der Nebencharaktere würden nicht anders ausfallen, als so wie Christelle Dabos sie beschrieben hat. Natürlich ist die Handlung etwas seltsam und auf den ersten Blick etwas fragwürdig, aber wenn man darüber nachdenkt, ist das Handeln der Figuren dennoch nachvollziehbar und logisch, wenn sie auch nicht immer gute Entscheidungen treffen.


Mein Fazit:

Im wesentlichen, hat mir das Buch sehr gut gefallen, es ist sehr gut geschrieben und man versinkt in dem Buch, sieht diese ganze verrückte Welt quasi mit eigenen Augen und fühlt mit Ophelia mit, während sie jede neue Herausforderung antritt. Zusätzlich ist es sehr erfrischend ein Buch zu lesen in dem man nicht einfach in gut und böse unterscheiden kann, es sei denn man sagt, das eigentlich alle die „Bösen“ sind. Auf jeden Fall empfehle ich dieses Buch weiter, besonders an Leute, die gerne übernatürliche Geschichten lesen oder die einfach mal etwas lesen wollen, das zwar skurril, aber dennoch toll ist.

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